Loading: HEILPRAKTIKERIN FÜR PSYCHOTHERAPIE ANIKA KLUGE

Anika KlugeBlog Posts

Der Trauer begegnen!


In diesem Blogbeitrag möchte ich mich einem Thema widmen, welches aus meiner Sicht viel zu wenig kommuniziert wird und nur wenig Raum in unserer Gesellschaft bekommt. Wenn wir den Verlust eines geliebten Menschen erleben, ist das immer von tiefem Schmerz begleitet. Ich frage mich aber, ob unser Umgang mit dem Thema Tod uns die Verarbeitung nicht erheblich erschwert. Es gibt Kulturen in denen der Tod gar nicht schwarz, still und verschwiegen ist. In vielen Teilen Westafrikas zum Beispiel, feiern die Menschen, wenn ein Familienmitglied stirbt. Es ist bunt und wird gesungen und getanzt. Zugegeben, eine Vorstellung die vielleicht schwierig mit unserem Kulturkreis zu vereinen ist. Aber wie wäre es denn für den Anfang, wenn wir das Schweigen brechen? Der Tod gehört so unweigerlich zum Leben, wie die Nacht zum Tag. Nur versuchen wir das kollektiv zu verdrängen. Dahinter steht schlicht und ergreifend die Angst vorm Sterben, die sicher den meisten von uns innewohnt. Auch in der Medizin versuchen wir das Sterben ja noch weitestgehend um jeden Preis zu verhindern, anstatt es würdevoll zu akzeptieren und zu begleiten. Das spüren wir ja auch daran, wie kontrovers Sterbehilfe in unserem Land noch immer diskutiert wird. Aber wie wäre es denn, wenn wir uns und unseren Liebsten das Sterben erlauben würden? Könnten dann nicht Menschen viel leichter gehen?

Oft werden in der Trauerbegleitung die 4 Trauerphasen von Verena Kast genutzt. Diese beschreiben den Verlauf einer Trauerreaktion vom Schock des nicht wahrhaben Wollens, über aufbrechende Gefühle, eine Phase des Suchens bis hin zur Neuausrichtung des eigenen Lebens. Natürlich ist Trauer etwas sehr Individuelles und läuft sehr unterschiedlich und auch sehr unterschiedlich lang ab. Nichts destotrotz, gibt es Gründe, warum wir vielleicht auch nach sehr langer Zeit, einen Verlust noch nicht ausreichend verarbeiten konnten und womöglich in einer der Trauerphasen stecken geblieben sind. Eine Ursache habe ich bereits oben erläutert. Da dreht es sich um die tiefsitzende Angst vorm Sterben und dem damit verbundenen nicht akzeptieren wollen bzw. können. Ein weiterer Aspekt ist der Umgang mit unangenehmen Gefühlen ganz allgemein. Wir alle sind Meister der Verdrängung und Ablenkung geworden. Das Weinen ist aber unser natürlich eingerichteter Verarbeitungsmechnanismus. Oder nehmen wir die Wut! Wir lernen ja "über Tote spricht man nicht schlecht". Und was machen wir mit unseren vermeintlichen Gefühlen von Zorn auf den Verstorbenen? Die lösen sich ja nicht in Luft auf. Auch Verstorbene bestanden zu Lebzeiten so wie jeder Mensch aus Licht und Schatten. Wir benötigen also unsere innere Akzeptanz aller auftauchenden Gefühle, um Trauer in der Gänze bearbeiten zu können.

Gerade wenn wir Menschen sehr plötzlich und unerwartet verlieren, gibt es häufig das Thema von Unausgesprochenem. Das kann den gesunden Trauerprozess sehr behindern. Wichtig wäre hier, vielleicht mit Hilfe eines erfahrenen Trauer Begleiters, Wege zu finden das Ungesagte noch zu platzieren. Das kann beispielsweise über einen Brief, ein Ritual oder eine systemische Aufstellungsarbeit erfolgen. Was Trauerprozesse aber wohl am häufigsten stört, sind nicht eingestandene und verdrängte Schuldgefühle dem Verstorbenen gegenüber. Was werfe ich mir unbewusst denn vielleicht vor? Was hätte ich anders gemacht, wenn ich noch mal die Chance hätte? Ich hätte meinen Vater zum Beispiel sicher häufiger besucht, wenn ich gewusst hätte, wie wenig Zeit uns noch bleibt. Und mit diesen Gefühlen und Gedanken, dürfen und müssen wir uns auseinandersetzen und uns schließlich auch selbst vergeben. Denn auch in uns wohnt Licht und Schatten.

Überall in dieser Welt gibt es nicht endende Rhythmen, denen wir alle unterliegen und in deren stetem Wechsel liegt die Voraussetzung für alles Leben. Keine Sonne ohne Regen, kein Tag ohne Nacht, kein Lachen ohne Weinen, keine Ebbe ohne Flut, kein Licht ohne Schatten und auch kein Leben ohne Tod. Nur wollen wir uns gerne nur den sonnigen Seiten in uns und in der Welt zu wenden. So wie jede Pflanze diesem immer wehrenden Prozess von Werden und Vergehen unterliegt, so tut dies auch der Mensch. Vielleicht könnten wir das Leben mit seinen Licht und Schatten Seiten feiern? Ich denke, wenn uns dies gelingt, sind wir in der Bewältigung von Trauer einen riesigen Schritt weiter.